Deutsche Vierrad-Fans bekommen an diesem Wochenende die volle Ladung Motorsport im Fernsehen geboten. Die DTM gastiert zum zweiten Rennwochenende der Saison 2019 im belgischen Zolder und das ADAC GT Masters bestreitet seinen zweiten Saisonlauf im tschechischen Most. Es ist die erste von insgesamt vier Überschneidungen der beiden Serien, deren Fokus (noch) auf dem deutschen Markt liegt, in diesem Kalenderjahr.

Bei mehr als der Hälfte aller sieben Saisonläufe des ADAC GT Masters startet parallel die DTM. Die GT3-Rennen in Most (17.-19.05.), Spielberg (07.-09.06.), Zandvoort (09.08.-11.08.) und Hockenheim (13.09.-15.09.) überlappen sich mit DTM-Veranstaltungen in Zolder, Misano, Brands Hatch und dem Nürburgring.

Wie kann es sein, dass es bei den zwei großen deutschen Rennserien innerhalb eines Jahres so viele Kalender-Überschneidungen gibt?

Dahinter steckt die Priorisierung der jeweiligen Serien. Die DTM schaut wie üblich bei ihrer Kalenderplanung auf den großen TV-Konkurrenten, die Formel 1. Im Jahr 2019 kommt es nur zu einer Überschneidung beider Serien: vom 07. bis 09. Juni startet die DTM in Misano, während die F1 den Kanada Grand Prix austrägt. Parallel dazu fährt das ADAC GT Masters seinen dritten Saisonlauf am Red Bull Ring in Österreich.

Die Überschneidung mit der großen Formel 1 ist in diesem Fall kein Problem: Das Rennen in Montreal startet um 20:10 Uhr deutscher Zeit. Nicht zuletzt aus diesem Grund verzichtet die DTM nach der Premiere 2018 dieses Jahr komplett auf Nachtrennen im italienischen Misano. Stattdessen steht die Tourenwagenserie an jenem Wochenende im direkten Vergleich mit dem ADAC GT Masters: das Sonntagsrennen der DTM beginnt wie üblich um 13:30 Uhr - das GT Masters fährt parallel ab 13:05 Uhr in Spielberg.

"Prio 1 ist für uns, wann die Formel-1-Rennen stattfinden", erklärt DTM-Boss Gerhard Berger bei Motorsport-Magazin.com. "Prio 2 sind die TV-Bedürfnisse, also nach Möglichkeit alle zwei oder drei Wochenenden ein Rennen zu haben, damit wir einen Flow haben. Prio 3 sind unsere Hersteller, die gleichzeitig in Le Mans oder anderen 24h-Rennen starten. Und dann kommt noch die Formel E dazu, mit der es auch keine Überschneidungen geben soll. Es liegt also nicht gänzlich in unserer Hand."

Auf dieser Prioritätenliste rückt das ADAC GT Masters relativ weit nach hinten. Laut Berger habe es jedoch einen Austausch untereinander gegeben: "Ich habe mit Hermann Tomczyk (ADAC Sportpräsident) telefoniert und wir haben gesagt, dass wir schauen müssen, nicht zu viele Überschneidungen zu haben. Das war unser Anliegen und auch das des ADAC - aber am Ende des Tages blieb uns nichts anderes übrig."

DTM Datum ADAC GT Masters Datum
Hockenheim I 03.05.-05.05. Oschersleben 26.04.-28.04.
Zolder 17.05.-19.05. Most 17.05.-19.05.
Misano 07.06.-09.06. Red Bull Ring 07.06.-09.06.
Norisring 05.07.-07.07. Zandvoort 09.08.-11.08.
Assen 19.07.-21.07. Nürburgring 16.08.-18.08.
Brands Hatch 09.08.-11.08. Hockenheimring 13.09.-15.09.
Lausitzring 23.08.-25.08. Sachsenring 27.09.-29.09.
Nürburgring 13.09.-15.09.
Hockenheim II 04.10.-06.10.

Das ADAC GT Masters passt sich teilweise der DTM an: Die Samstagsrennen in dieser Saison beginnen stets um 14:45 Uhr - also kurz nach dem Ende eines DTM-Laufs. Nur an den Sonntagen kommt es weiter zu Überschneidungen mit der GT-Startzeit um 13:05 Uhr (mit Ausnahme von Most wegen Bundesliga-Finale).

Und das nicht ohne Grund. Seit vielen Jahren starten die Übertragungen des ADAC GT Masters unmittelbar nach dem Sport1-Quotenbringer 'Doppelpass', dem traditionellen Fußball-Talk. Das macht Sinn: Fußball-Fans könnten nach dem 'Doppelpass' dranbleiben und dadurch dem ADAC GT Masters zusätzliche TV-Reichweiten bringen.

Den Saisonauftakt des ADAC GT Masters in Oschersleben (28. April) verfolgten am Sonntag im Schnitt 390.000 Zuschauer auf Sport1. Zum Vergleich: Den Start der DTM ins neue Jahr auf dem Hockenheimring (05. Mai) sahen sonntags durchschnittlich 880.000 Fernsehzuschauer bei Sat.1.

Wie bei der DTM, richten sich auch die Verantwortlichen des ADAC GT Masters nach dem Rennkalender der Formel 1. Angesichts der Millionen-Quoten der F1 ist es kein Wunder, wenn die beiden nationalen Serien versuchen, dieser nach Möglichkeit auszuweichen.

Und hier zeigt sich, dass die Planung eines Kalenders komplex und mühsam ist wie ein 1.000-Teile-Puzzle: Das große Saisonfinale des ADAC GT Masters auf dem Sachsenring findet ausgerechnet parallel zum Großen Preis von Russland (13:10 Uhr MEZ) statt - neben Kanada die zweite Überschneidung in diesem Jahr. Deshalb wird das letzte GT-Rennen zeitlich um einige Stunden verlegt, um nicht mit der Formel 1 zu kollidieren.

Wie enorm der Einfluss der Formel 1 auf die Kalender-Planungen der DTM und des ADAC GT Masters ist, zeigt dieses Rechenbeispiel: Zwischen GT-Auftakt (26. April) und dem DTM-Finale (04. Oktober) liegen 24 Wochenenden - an 13 davon trägt die Formel 1 Rennen aus. Hinzukommen spezielle Events wie die 24-Stunden-Rennen in Le Mans, am Nürburgring sowie in Spa, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen.

Während die DTM sich aufgrund der doppelten Werks-Engagements von Audi und BMW zusätzlich mit der Formel E arrangieren muss, spielt beim ADAC GT Masters die Konkurrenzserie Blancpain GT Series eine tragende Rolle. Da einige der privaten Teams und auch Fahrer parallel in beiden GT3-Serien antreten, wären Überschneidungen letztendlich wenig zielführend und würden die Wettbewerber in die Bredouille bringen.

Vier Überschneidungen in der Saison 2019 zwischen DTM und ADAC GT Masters - eine Situation, mit der niemand in Deutschland wirklich glücklich ist. Weder die Serienverantwortlichen, noch die TV-Sender und erst recht nicht die Motorsport-Fans. 2018 überlappten sich die beiden Serien nur bei zwei Gelegenheiten, der Aufschrei hielt sich in Grenzen. Schon jetzt laufen im Hintergrund die Planungen für 2020. Wie wird sich das Kalender-Puzzle dann zusammensetzen?