Die Diskussion rund um die leidigen Performance-Gewichte in der DTM nimmt kein Ende. Vor dem Rennwochenende in Zandvoort wollten alle Beteiligten eine Lösung finden - doch dazu kam es nicht. Am Donnerstag vor dem Rennen auf dem Nürburgring meldete sich ITR-Chef Gerhard Berger in einem Statement, das auch Motorsport-Magazin.com vorliegt, zu Wort.

Gerhard Berger: "Man muss zunächst sehen: Die Performancegewichte stehen im Zusammenhang mit dem technischen Reglement. Aus Kostengründen ist die Homologation der Autos 'eingefroren', teure Weiterentwicklungen sind nicht möglich. Deshalb sollen die Performancegewichte ein Regulativ darstellen, damit ein Hersteller einen technischen oder konstruktiven Nachteil nicht über mehrere Saisons hinweg chancenlos macht - und spannender Sport geboten wird."

"Nicht die Gewichte selbst sind das Problem, sondern die Begleiterscheinung der aktuellen Regel: Es wird taktiert, da die Bemessungsgrundlage der Rundenzeitendurchschnitt aller Autos einer Marke ist. Es gilt mit wenigen Autos schnell zu fahren und Punkte zu sammeln, und mit den übrigen Autos langsamere Rundenzeiten zu fahren. Denn dann lädt man Gewicht ein. Die DTM ist an einem Punkt angelangt, wo die ständigen Diskussionen über die Performancegewichte schädlich für die Serie sind. Dessen sind sich auch die Hersteller bewusst.

"Gestaltung und Überwachung des Reglements obliegt dem DMSB. Er beruft die DTM Kommission ein, die mögliche Reglementänderungen diskutiert und ggf. zur Abstimmung bringt. Änderungen während der Saison müssen einstimmig beschlossen werden.

"Der von der ITR eingebrachte Vorschlag hatte 2 Varianten zum Gegenstand, die nicht nur die sofortige Abschaffung der Performancegewichte beinhalteten, sondern gleichzeitig den Blick auf die Saison 2018 richtete. Es galt die Frage zu beantworten, wie wir das erfolgsabhängige Regulativ, also die Gewichte, abschaffen, ohne im Gegenzug das Reglement für teure Weiterentwicklungen öffnen zu müssen? Deshalb wurde eine der beiden Varianten bevorzugt vorgeschlagen. Demnach würden gewisse Bereiche am Fahrzeug, die die Hersteller derzeit noch frei aerodynamisch gestalten dürfen, standardisiert werden. Ein kostspieliger Entwicklungswettlauf um die beste Detaillösung in Bereichen, die der Fan nicht sieht, sollte vermieden werden.

"Der Vorschlag wurde in der vom DMSB einberufenen Sitzung der DTM Kommission an dem Donnerstag vor dem Zandvoort-Wochenende diskutiert. DMSB, ADAC, ITR und zwei Hersteller befürworteten die sofortige Abschaffung der Performance-Gewichte in Verbindung mit den Zusatzbestimmungen, die erst zur Saison 2018 greifen würden. Ein Hersteller war gegen diesen Vorschlag. Da während der Saison vorzunehmenden Reglementänderungen der einstimmigen Zustimmung bedürfen ging der Vorschlag nicht durch.

"Die ITR hofft nach wie vor eine Lösung im Sinne des Sports zu finden, die von allen getragen wird."

Das sagt Audi

Inzwischen ist bekannt, dass sich Audi gegen den Vorschlag ausgesprochen hat. Am Freitagabend veröffentlichte der Hersteller aus Ingolstadt ein Statement zum Stand der Dinge. Im Folgenden auszugsweise das Statement von Dieter Gass zum Thema Performance-Gewichte in der DTM.

Dieter Gass: "Ich bedaure es sehr, dass es uns in den unzähligen Gesprächen zwischen Herstellern, DMSB und ITR bisher nicht gelungen ist, eine schnelle und zielführende Lösung zu finden, um die Performance- Gewichte abzuschaffen. Ein Schritt, den die DTM-Fans und die Fahrer angesichts der Situation zu Recht von uns erwarten und zu dem sich Audi auch bereits in Moskau bekannt hat."

"Der Grund für diese Patt-Situation sind aus meiner Sicht unterschiedliche Erwartungen an eine Lösung:"

"Manche möchten eine Änderung des Reglements zwingend auch an eine sofortige Änderung der Homologation für 2018 knüpfen. Im besten Fall kostengünstig."

"Andere zeigen sich in den vielen Diskussionen äußerst kompromissorientiert und scheinen die meisten Wege zum Wohle der DTM und im Sinne des Sports mit zu beschreiten."

"Wir als Audi hoffen auf eine sofortige Abschaffung der Performance-Gewichte, ohne dass diese an einen erneuten Performance-Ausgleich unter den Herstellern oder eine überhastete Änderung der Homologation für 2018 gekoppelt ist. Einer Öffnung oder Änderung der Homologation stehen wir offen gegenüber, sofern diese im Nachgang der Saison und auf Basis der dann mit gleichem Gewicht gefahrenen Rennen erfolgt."

"Dies ist auch der Grund, warum wir dem in der DTM-Kommission vor Zandvoort diskutierten Vorschlag der ITR nicht zustimmen konnten, der eine Standardisierung der Radhäuser und damit aerodynamischer Freibereiche beinhaltete. Denn dieser Kompromiss hätte absolut unabsehbare Folgen, da die Auswirkungen auf die einzelnen Fahrzeuge nicht nur unterschiedlich, sondern auch vollkommen unkalkulierbar wären. Dies käme einer Lotterie gleich."

"Zudem wäre diese Lösung in keiner Weise kostengünstig, da umfangreiche Tests für eine komplett neue Aerodynamik erforderlich wären. Die Auswirkungen der Radhäuser auf die Balance und Performance des gesamten Fahrzeugs ist einfach zu groß."

"Aus unserer Sicht wäre es sinnvoller, die Homologation in diesen Bereichen für alle zu öffnen. Jeder könnte im Rahmen des Reglements weiterentwickeln. Das ist sicherlich kein Garant für eine ausgeglichene Performance zwischen den Herstellern, aber in Anbetracht der überhitzten Diskussion ein sportlich fairer Kompromiss."

"Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir im Sinne und zum Wohle der DTM zu einer schnellen Lösung finden. Aber Fakt ist auch, dass es mit jedem gefahrenen Rennen schwerer wird."