Viele Fahrer sagen, dass das 24h-Rennen für sie etwas Besonderes ist - welchen
Stellenwert nimmt es für Sie ein?
Dirk Adorf: "Das 24h-Rennen ist in meinem Kalender der absolute Saisonhöhepunkt und
rangiert für mich noch vor allen anderen 24-Stunden-Rennen. Es ist diese Atmosphäre,
dieses Flair: Das ist der Nürburgring. Einfach unbeschreiblich, da teilnehmen zu dürfen.
Und deshalb möchte ich dieses Jahr das Rennen auch endlich mal gewinnen."
Was ist beim 24h-Rennen der beste Moment für Sie als Fahrer?
Dirk Adorf: "Der beste Moment ist, wenn man sich einen Traum erfüllen kann. Meiner
heißt: Das härteste Rennen der Welt zu gewinnen. Den zweitbesten Moment habe ich
schon erlebt: das ist, wenn man beim 24h-Rennen auf das Podium fährt."
Die beiden VLN-Rennen vor den 24h lassen Schubert-BMW als Favoritenteam
erscheinen: Beim ersten Lauf gab es den Rennsieg und den dritten Platz, bei der zweiten
Runde den zweiten Platz. Teilst Du die Einschätzung?
Dirk Adorf: "Es macht die gesamte Mannschaft von BMW und Schubert Motorsport ein
wenig stolz, dass wir zu den Favoriten zählen. Wir wissen, dass wir gut sind. Aber wir
wissen nicht wirklich, wie gut die anderen sind. Audi hat auch einen Lauf gewonnen,
Mercedes ist ebenfalls bei der Musik. Und man muss auch festhalten: Beim ersten VLN-Lauf
haben wir auch mit Glück gewonnen. Der Frikadelli-Porsche lag in Führung und
hätten er keinen Unfall gehabt, hätten das Team gewonnen. Also fragt man sich doch:
Wenn eines der sympathischsten Teams am Nürburgring ganz vorne fahren kann, das
aber aus der Vergangenheit bekanntermaßen nicht die Speerspitze von Porsche
darstellte: Was kann dann das Manthey-Team leisten, wenn sie die Hosen runterlassen?
Es wird auf jeden Fall eine heiße Kiste."
Mit welchen Gefühlen sitzt man beim 24h-Rennen im Auto, wenn man
Hochleistungssport mitten in einer verrückten Grillparty entlang der Strecke treibt?
Dirk Adorf: "Das ist so eine Art Hassliebe. Du sitzt im Auto, lässt es mitten in der Nacht
durch die Eifel fliegen, siehst ringsum die Lagerfeuer - und eigentlich würdest Du am
liebsten auf der anderen Seite des Zaunes sitzen. Ich bin ja selbst hartgesottener Motorsportfan.
Aber: Du hast das Privileg, in diesem Auto zu sitzen und mitzufahren. Es ist
einfach das schönste Rennen mit dem tollsten Publikum und mit dem besten Flair der
Welt."
Dein Weg vom Motorsport-Anfänger zum Werksfahrer verlief ganz anders als bei
anderen Fahrern. Wie hast Du es ohne die üblichen Stationen in Kartsport und
Nachwuchs-Formeln geschafft?
Dirk Adorf: "Ich bin ein Kind der Nordschleife. Ich weiß gar nicht, wie viele Rennen ich
hier selbst gesehen habe, bevor ich selbst ins Cockpit gestiegen bin. Da mein Vater
Motorsportler war, habe ich ihn schon mit fünf, sechs Jahren zu vielen Rennen begleitet.
In einem anderen Team habe ich dann schon als 14-jähriger mitgeholfen und mich vom
Felgenwäscher über den Mechaniker heraufgearbeitet, bis ich selbst fahren durfte. Und
auch da habe ich klein angefangen: mit 100 PS. Jetzt darf ich 500 PS für ein Werksteam
bewegen. Dank BWM ist für mit ein Traum in Erfüllung gegangen – und den lebe ich."
Dieser Traum besteht aber nicht nur daraus, schnell Rennen zu fahren. Du giltst als
einer der Fahrer, die für Fans immer ein offenes Ohr haben. Macht es den Job nicht
doppelt anstrengend?
Dirk Adorf: "Nein – das gehört für mich einfach dazu. Diesen Traum lebe und teile ich
gerne. Ich habe mir mal geschworen: Wenn ich es schaffen sollte, im Motorsport so weit
zu kommen, möchte ich die Grenzen zwischen Fahrern, Team, Fans und Streckensicherung
einreißen, um offen zu sein. Wir alle zusammen machen die Faszination
Motorsport aus, wenn nur einer fehlt, dann funktioniert das ganze System nicht mehr."