Zum zweiten Mal nach 2021 wurde das neue Qualifying-Format bei den 24-Stunden von Le Mans ausgefahren. Anstatt wie früher sechs Stunden Qualifying-Zeit zu haben, erhielten die Fahrer nur noch 60 Minuten Zeit, um ihre Startposition auszufahren. Da mehrere Abflüge viel Zeit von der Uhr nahmen sorgte das Format für Spannung. Die ersten sechs Positionen pro Klasse werden aber erst am Donnerstag in der Superpole-Session vergeben.

LMP2-Unfall behindert ersten Run

Direkt zu Beginn der Session verlor kein Team Zeit seine Wagen auf die Strecke zu schicken, da eine Stunde auf einem ultralangen Kurs wie Le Mans nicht besonders viel Zeit ist und gelbe Flaggen somit eine viel größere Gefahr darstellen.

Eine intelligente Entscheidung, wie der Beginn des Qualifyings zeigen sollte. Denn bereits nach etwas mehr als acht Minuten sorgte der LMP2-Wagen von IDEC Sport für den ersten Unfall. Der Franzose Paul-Loup Chatin flog in der schnellen Tatre-Rouge-Kurve ab und schlug in die Streckenbegrenzung ein. Dieser Zwischenfall sorgte für eine erste Full-Course-Yellow, welche bei noch 44 Minuten auf der Uhr wieder aufgelöst wurde.

Die Favoriten auf den Gesamtsieg hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihre ersten Rundenzeiten gesetzt, wobei die beiden Toyotas mit 3,4 Sekunden Vorsprung deutlich vor dem Alpine lagen. Jedoch hatte erst etwa die Hälfte des Feldes eine gezeitete Runde abgespult. Keine Zeit gesetzt hatten die beiden Glickenhaus-Hypercars.

Nach dem Restart der Session gelang es dem Alpine seine Zeit zu verbessern. Mit etwas weniger als zwei Sekunden Rückstand trennten Matthieu Vaxiviere sechs Zehntel vom auf dem auf P2 liegenden #8-Toyota. Auch das Glickenhaus-Duo konnte seine ersten repräsentativen Rundenzeiten setzen, doch wie in FP1 gelang es Richard Westbrook und Franck Mailleux nicht sich vor das LMP2-Feld zu schieben.

Chaos nach weiteren Gelbphasen

Ein Abflug von Paul Dalla Lana in den Porsche-Kurven unterbrach die Zeitenjagd allerdings wieder jäh. Der Aston-Martin-Pilot sorgte mit einem Dreher ins Kies für eine Slow-Zone. Der Restart erfolgte kurz nach Halbzeit der Session. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte vor allem in den kleineren Klassen kaum ein Entry mehr als eine gezeitete Runde hinbekommen. Einige hatten überhaupt keine Zeiten gesetzt, wie der als Mitfavorit gehandelte United-Autosport-Einsatz mit der Nummer 22 rund um Topfahrer Filipe Albequerque.

Erst im Finale der Session bot sich den Piloten die Möglichkeit, mehrere Runden am Stück zu drehen - abgesehen von einer weiteren kurzen Slow Zone. Die Toyotas verbesserten sich allerdings nicht mehr. Dafür schob sich Vaxiviere im Alpine zwischen das Toyota-Hybrid-Duo. Der #7-Toyota sicherte sich dennoch die provisorische Pole vor Alpine und dem #8-Toyota. Olivier Pla konnte den 708-Glickenhaus auf P4 manövrieren, während Romain Dumas sich mit dem zweiten Glickenhaus nur auf P7 qualifizieren konnte. Da in der Topklasse nur fünf Wagen an den Start gehen, kann das Team dennoch an der Hyperpole-Session teilnehmen.

24 Stunden von Le Mans, Hypercars Qualifying

Platzierung Team Fahrer Zeit/Rückstand
1 Toyota Conway/Kobayashi/Lopez 3:26.279
2 Alpine Negrao/Lapierre/Vaxiviere 0.816
3 Toyota Buemi/Nakajima/Hartley 1.392
4 Glickenhaus Derani/Mailleux/Pla 1.977
5 Glickenhaus Briscoe/Westbrook/Dumas 3.102

LMP2: Da Costa sorgt für JOTA-Bestzeit

In der LMP2-Klasse pilotierte Ex-Formel-E-Champion Antonio Felix da Costa den von JOTA eingesetzten Oreca 07 auf Platz 1 (Gesamt: P5) und verwies dabei den Team-WRT-Einsatz rund um Ex-F1-Pilot Robert Kubica und den Panis-Racing-Boliden auf P2 und 3. Ebenfalls in die Hyperpole-Session vordringen konnten G-Drive Racing (Colapinto, Rusinov, De Vries) sowie die beiden United Autosport-Entries (Jamin, Aberdein, M. Maldonado bzw. Lynn, Boyd und di Resta.

Sophia Flörsch konnte sich für Richard Mille Racing Team nicht um den Kampf für den Hyperpole-Einzug einmischen und qualifizierte sich gemeinsam mit Beitske Visser und Tatiana Calederon nur auf P28 (Klassenposition P23.)

24 Stunden von Le Mans, LMP2 Qualifying

Platzierung Team Fahrer Zeit/Rückstand
1 JOTA Da Costa/Gonzalez/Davidson 3:29.246
2 G-Drive Racing Colapinto/Rusinov/De Vries 0.439
3 Team WRT Kubica/Deletraz/Ye 0.634
4 Panis Racing Allen/Canal/Stevens 0.701
5 United Autosports Aberdein/Jamin/Maldonado 0.881
14 PR1 Motorsports Mathiasen Aubry/Kelly/Trummer 1.326
16 Team WRT Frijns/Habsburg/Milesi 1.375
17 United Autosport Albuquerque/Hanson/Scherer 1.427
20 Duqueine Team Binder/Gommendy/Rojas 1.884
28 Richard Mille Racing Team Flörsch/Calderon/Visser 3.789

GT: Ferrari hat GTE Pro im Griff

Die rein professionell besetzte GTE-Pro-Klasse war ein klarer Fall für die beiden Ferrari 488 GTE Evo von AF Corse. Mit einer 3:46.011 sicherte sich der Wagen #51 mit einer halben Sekunde Vorsprung die provisorische Pole vor der #52 . Platz 3 belegte der #92-Porsche vor der Corvette mit der Nummer 64 , dem Hub Auto-Racing-Porsche und dem einem weiteren Werksporsche mit der Nummer #91.

24 Stunden von Le Mans, LMGTE Pro Qualifying

Platzierung Team Fahrer Zeit/Rückstand
1 AF Corse Ferrari Bird/Serra/Molina 3:46.011
2 AF Corse Ferrari Calado/Guidi/Ledogar 0.570
3 Porsche GT Team Jani/Estre/Christensen 0.768
4 Corvette Tandy/Milner/Sims 1.063
5 Hub Auto Racing Martin/Parente/Vanthoor 1.588

Auch in der GTE Am-Klasse kam es zu einem Duell zwischen Porsche und Ferrari. Der Dempsey-Proton-Porsche #88 absolvierte die schnellste Rundenzeit der Klasse vor den Markenkollegen von GR Racing. Ebenfalls den Hyperpole-Einzug schafften der Cetilar-Racing-Ferrari, der Inception-Ferrari und dem Team Project-1-Porsche (#56). Mit Platz 6 zog der Aston Martin von TF Sport in das Shootout für die ersten sechs Startplätze ein.

24 Stunden von Le Mans, LMGTE Am Qualifying

Platzierung Team Fahrer Zeit/Rückstand
1 Dempsey Proton Porsche Andlauer/Bastien/Arnold 3:48.620
2 GR Racing Porsche Wainwright/Barker/Gamble 0.480
3 Cetilar Racing Ferrari Fuoco/Lacorte/Sernagiotto 0.768
4 Inception Racing Ferrari Barnicoat/Iribe/Millroy 1.128
5 Team Project 1 Porsche Cairoli/Pera/Perfetti 1.274